Ortsgeschichte

Aus der Geschichte

Seit der Zeit der Kelten kann in Hollenstein mit einer ständigen Besiedelung gerechnet werden. Nach einer späten und nur teilweisen Romanisierung und einer Slawisierung im 6. und 7. Jh. kam es ab dem Ende des 8. Jh. zu einer Germanisierung. In dieser Zeit erfolgte die intensivste Rodungstätigkeit und die tiefer gelegenen und günstigsten Gebiete wurden erschlossen.


"Hollenstein" wurde im 12. Jh. erstmals urkundlich genannt. Im ersten Passauer Urbar zwischen 1250 und 1255 wird der Ort "Holnstein" ebenfalls erwähnt. Freising und Passau waren als Grundherren anzusehen, während Seitenstetten die geistliche Herrschaft war. Freising übte keine besonders harte Herrschaft auf seine Untertanen aus und ließ ihnen verhältnismäßig viele Freiheiten. Dafür spricht besonders die Tatsache der geringen Teilnahme an Reformationen und Bauernunruhen.

Das Dorf Hollenstein als solches entstand erst im 15. Jh. bedingt durch die zunehmende Eisenindustrie und vergrößerte sich im 15. und 16. Jh. zu einer Siedlung mit ca. 20 Häusern. Ursprünglich lebten die Bewohner von Hollenstein vorwiegend von ihren Einkünften aus der Landwirtschaft. Einige Jahrhunderte lang gewann die Kleineisenindustrie an Bedeutung. Mit ihrem Niedergang kamen für die allgemeine wirtschaftliche Lage schwere Zeiten. Doch bald wurde der neue Wirtschaftszweig Holzindustrie entdeckt und genutzt. Hollenstein fand wieder Anschluss an die allgemeine Entwicklung.


Der Dorfplatz

Der Anfang einer Dorfbildung kann im 14. Jahrhundert angenommen werden. Im Urbar (Besitz- und Einkünfteregister) 1305 sind im Gebiet des Dorfes nur die Bauernhäuser "Auf der Au" (Wurnau) und "Oberbruck" (Kärnbach) genannt. Es ist möglich, dass sich hier auch einige Kleinhäuser ohne Grundbesitz befanden, die in den Urbaren nicht verzeichnet waren. Der Rest des Dorfgebietes bestand aus Feldern und Wiesen. Die zweiarmige Mündung des Hammerbaches war für die Form des Dorfes bestimmend. Im Zuge der Bachregulierung wurde der westliche Arm zugeschüttet (Jahrhundertwende 19. zum 20.).

Im 16. Jh. war das Dorf bereits eine Siedlung von etwa 20 Häusern. In der Freisingischen Besitzaufnahme von 1648/61 scheinen im Dorf Kreuzweghäusl (Lengauer), Stiftshaus (Spitzer), Obernußbaum (DI Niß), Bundschuh (Dorfstube), Mitterbruck (Wagnerhaus-Glöckler), Steinhaus (ehemalige Brauerei, heute Frühwald), Badhäusl (Friseur), Trogbach (Volksbank), Mittendorf (Osterberger), Altenhaus (Glöckler - erste Postunterkunft), Dingstatt (Gasthaus zur Sense - Abwicklung gerichtlicher Verhandlungen speziell an Montagen - heute Spargeschäft), Eisenhammer (Kontrollhaus - Sitz Innerberger Gewerken - Schöllnhammerhaus), An der Brücken (Fa. Steinbacher Anton), Unterhöll (Wolfschwengerhaus), Oberhöll (Lindner Rudolf), Fleischbank (Mühlhaus - Unterbrunner; Hintermayer-Scholz), Martinsbichl (Löbersorg Franz), Grieswiesen (Hengstler Heinz), An der Gstetten (Maderthaner Rudolf), Oberbruck (Kärnbach - Streicher Kunigunde), Oishammer (Nöbauer) auf. Im 18. Jh. wurden einige alte Dorfhäuser durch neue ersetzt.

Nicht ohne Bedeutung blieb für die weitere Dorfbildung die mehrmalige Verlegung der Ybbsbrücke. Die erste und zweite Brücke überquerten die Ybbs weiter oben, unterhalb der Kirche, und dienten der Straßenverbindung Ybbsaufwärts. Die 1896 weiter unten errichtete Schöffelbrücke folgte mit der Eröffnung des Bahnhofes und der ersten Etappe der Ybbstalbahn.

Einige Häuser auf dem Dorfplatz verdienen Bewunderung:

Haus Nr. 4 "Steinhaus", spätbarocker Giebelbau mit Walmdach, Fassadengliederung durch glatte Putzfaschen, Korbbogentor in Steinfassung 1798, Mittelfenster im Obergeschoß mit josefinischem Girlandendekor, Fenstergitter.
Haus Nr. 6 "Zur goldenen Sense", Altbau, am Obergeschoß mit reizvollen Fensterkörben um 1770, Sonnenuhr "1769", Bäckerwappen 1769.

Haus Nr. 11 (früher Kammerleithen 14) im Baukern spätgotisch 1485, "Stiftshaus" - Pfarrer Heinrich Diemayer stiftete dieses Haus mit Grundstück dem jeweiligen Pfarrer gegen Zahlung von jährlich 10 Gulden. Es ist eines der ältesten Häuser Hollensteins und diente schon den ersten Freisingischen Herrschaften als Jagdhaus. Bei einer Renovierung im Jahre 1851 kamen an der Westseite des Hauses ein Hirsch und ein Fischkopf als Reste eines alten Gemäldes zum Vorschein.

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Haus Nr. 4 "Steinhaus"

Wegsäule Kreuzwag


Beim Ortseingang gegenüber der Ybbsbrücke steht eine gotische Betsäule. Auf einer Sandsteinsäule ruht ein an drei Seiten mit schmiedeeisernen Gittern versehener Tabernakel. Das vordere Gitter trägt die Jahreszahl 1502. Die linke vordere Kante des Tabernakels wird durch eine Rittergestalt hervorgehoben. Zwei fast flach liegende männliche Figuren verbinden die Unterseite des Tabernakels mit der Säule als Träger.


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gotische Betsäule

Ursprünglich diente dieser Tabernakel im alten Presbyterium (heutige Frauenkapelle der Pfarrkirche) als Sakramentshäuschen und war an der linken Seite des Altares an einen Wandpfeiler angebaut. 1757 bekam die Kreuzwag ihren jetzigen Standplatz am nördlichen Ortseingang.
Auf dem Dorfplatz befand sich auch ein Brunnen und vor dem Häuschen der Trafik eine "Brückenwaage", die bei Viehmärkten stark frequentiert wurde.
Im Sommer 1976 wurde die neue Ybbsbrücke gebaut. Am 27.11.1976 wurde die "Schöffelbrücke" aus dem Jahre 1896 gesprengt.


Kreuzweg

Südlich vom Ortskern liegt ein kleiner Hügel, den die Vogtei Waidhofen/Ybbs 1741 der Gemeinde Hollenstein schenkte. Die Bewohner von Hollenstein beabsichtigten auf diesem „Berg“ eine Kapelle und einen Kreuzweg zu errichten. Durch die "Ruthmänner" (Männer der Rotten) wurden 600 fl gesammelt und dem Hw. Herrn Pfarrer Prenmayr übergeben. Über ein Ansuchen seines Nachfolgers Pfarrer Maximilian Herbstheim genehmigte 1757 Kardinal Josef Lamberg zu Passau die Errichtung der Kreuzwegstationen und einer Kapelle. Nach einer zweijährigen Bauzeit wurden diese beiden Vorhaben 1759 vollendet. Jede Rotte sollte künftig eine Station erhalten.
Die 12 gemauerten Stationen beinhalten Ölbilder auf Eisenblech, gute Kopien des Malers und Graphikers Josef Führich. Die beiden letzten Stationen (Kreuzabnahme u. Grablegung) sind größer gebaut und beinhalten Figurengruppen. Die Schnitzwerke dürften aus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts stammen und sollen sich bis zur Aufhebung des Klosters in der Kartause Gaming befunden haben.

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Kalvarienbergkapelle

Die Kapelle ist ein einfacher Barockbau und wurde 1759 mit der Messlizenz versehen. Zur Zeit Kaiser Josef II. wurde sie 1786 profaniert und die Glocken, Stühle und Leuchter in die Pfarrkirche nach Mendling gebracht. 1848 wurde sie aber wieder für den Gottesdienst hergerichtet und 1853 renoviert. Dabei wurde sie mit einem Türmchen versehen. Aus diesem Jahre stammen auch die beiden Glocken des Türmchens. In einer Inschrift erinnern beide an den damaligen Bürgermeister zu Hollenstein Josef Glöckler. Seit dem 1. Weltkrieg existiert nur mehr eine. In den Quartembertagen und in der Fastenzeit wurden in der Kapelle Messen gelesen.
Am 8.Juni 1997 fand die Segnung der renovierten Kalvarienbergstationen und einer Glocke statt. Letztere wurde von Bgm.a.D. Josef Gruber gespendet.


Zeittafel der Holzflößerei


1745
Schwemmprivileg auf der Ybbs durch Maria Theresia, aber erst 1783 - 1792 ausgeführt.

1754
Innerberger Hauptgewerkschaft baute einen Rechen und schwemmte bis 1819 Holz.

1819
Nach Einstellung der Waldnutzung durch die Innerberger Hauptgewerkschaft wurde die Köhleranlage beim Einzelhof Füstelwag aufgelassen.
Auf dem Besitz der Innerberger Hauptgewerkschaft, dem ehemaligen selbständigen Einzelhof Füstelwag, befand sich eine groß angelegte Köhlerstätte, die von zahlreichen Arbeiterwohnungen und Wirtschaftsgebäuden umgeben war. Auch ein Herrschaftshaus (Schloss Gleiß) wurde in der Nähe errichtet. Niedergang der Eisenindustrie!

1819
wurde der Rechen entfernt und die Piloten, die das Holz aufzufangen hatten, wurden abgeschnitten. Reste unterhalb von Staudach.

1819-1865
ruhte die Holzflößerei auf der Ybbs.
Ab 1865 wurde durch die Handelsfirma Götz u. Brüder die Verflößung von Lang- und Bauholz wieder aufgenommen. Große Ausgaben für die Sprengungen der Felsen, die Errichtung von Floßgassen bei den Wehren und für Uferschutz waren notwendig. Sägewerke wurden in Amstetten, Waidhofen/Ybbs, Hollenstein und an Stelle des Grieshammers in Steinbach errichtet. Ebenso war die Errichtung einer Wasserschwelle und Einbindestelle (-platz) an der linken Ybbsseite in Hollenstein erforderlich.

Am 1. u. 2. März 1866 fuhr das 1. Floß von Hollenstein nach Waidhofen/Ybbs.

Langholz wurde an den Enden durch Bohrlöcher mit "Wieden" (im Feuer geröstete Haselnuss- und Fichtenäste) zusammengebunden. "Wiedenhütten".

1890
wurde die Flösserei eingestellt.